Sonntag, 17. Mai 2020

Die blaue Maus


Die blaue Maus Judith ist spastisch gelähmt. Ihre Geburt war nicht einfach. Judith bekam bei der Geburt zu wenig Sauerstoff. Dadurch sind im Gehirn ein paar Zellen abgestorben. Darum kann Judith alles bewegen, aber jede Bewegung ist unkontrolliert. Will Judith den Löffel zum Mund führen, gelingt ihr das nicht. Sie kann sich nur auf eine Sache konzentrieren. Entweder den Löffel halten oder die Hand zum Mund führen. Darum muss der Maus das Essen gereicht werden.
Der Spasmus hat noch andere Auswirkungen. Wenn die kleine Maus unter Stress ist, verkrampfen sich die Muskeln. Und wenn das in der Blase passiert, kann Judith nicht pullern. Das tut sehr weh und es dauert lange bis sich die Muskeln wieder entspannen. Darum will der Onkel Doktor die Maus auf Medikamente einstellen. Der Arzt meint 8 Tabletten pro Tag sind okay. Langsam wird die junge Frau auf die Medikamente eingestellt. Bereits nach 3 Tabletten pro Tag weiß Judith nicht mehr wo sie ist. Sie bekommt nichts mehr von der Welt mit. Die Tabletten stellen nicht nur den Spasmus ruhig, sondern auch den ganzen Körper. Das bedeutet, Judith ist den ganzen Tag müde und kann nichts machen. Das ist doch kein Leben denkt ihrer Mama und bricht die Therapie ab.
Die blaue Maus möchte nicht in einem Pflegeheim abgeschoben werden. Sie möchte leben. Hat sie eine Alternative?
Ja klar. Sie kann in einer Wohnung mit Assistenz leben. Die Assistenten sind 20 Stunden am Tag für Judith da und helfen ihr bei allem, was sie nicht kann. So kann Judith entscheiden wie sie den Tag gestalten möchte. Die blaue Maus kann alles in ihrem Tempo erledigen und braucht deshalb keine Medikamente, die ihren Spasmus reduzieren. Das bedeutet, Judith braucht zum Beispiel länger auf Toilette. Na und. Die Zeit ist doch da.
Und mit Hilfe der Assistenz kann die Maus sogar tanzen. Sie tritt auf der Bühne auf und das weltweit. So kann Judith vielen Menschen Freude bereiten und ist ein Nutzen für die Gesellschaft. Und das sogar ohne der Pharmaindustrie.



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