Nach 10 Jahren Performances kam es mir gelegen, Zeit zu haben, um etwas Neues zu entdecken und auszuprobieren. Fast zeitgleich lernte ich einen lieben Menschen kennen, der mich mit viel Liebe und Ausdauer in die Welt der Musik hineinführte. Inzwischen staune ich selbst, was ich alles gelernt habe. Ich nehme meine Körper und die Musik anders wahr. Ich bin innerlich ruhig und glücklich.
Der Lockdown erinnert
mich an die Zeit, wo ich auf dem Dorf bei meinen Eltern gewohnt habe.
Vormittags beschäftigte ich mich irgendwas, nachmittags fuhr ich mit dem Erolli
spazieren und am Abend im Internet surfen. So bin ich wieder zur Ruhe gekommen.
Trotzdem hat mich
Corona verändert.
Aufgrund meiner
Schwerhörigkeit verstehe ich Menschen mit Masken nicht. Der Ohrenarzt hat mir
eine Befreiung ausgestellt. Es ist sogar deutschlandweit geregelt, dass
Begleitperson von Schwerhörigen von der Maske befreit sind. Aber es wird von Pflegedienst
und einigen Leuten ignoriert. Durch das Tragen von Masken fällt sogar die
gemeinsame Mahlzeit weg. Ist das der Beginn des Roboterassistenten?
Zum Glück habe ich
nette Menschen gefunden, die meine Situation verstehen. Das stimmt mich froh.
Corona hat es auch
geschafft, dass Menschen ihre Gesichtsmasken ablegen. Da staunt man nicht
schlecht was für ein Mensch dahinter steckt. So habe ich mich leider von „alten
Hasen“ getrennt.
In
November musste ich in Quarantäne, weil ich eine Assistentin Corona hatte. Zu
Hause bleiben zu müssen, fand ich nicht so schlimm. Aber die Maßnahmen, welche
mir vom Pflegedienst auferlegt wurden, haben mir das Gefühl gegeben, unschuldig
im Gefängnis zu sitzen.
Sicher müssen wir
vorsichtig sein. Keine Frage. Aber man sollte schauen, was ist angemessen.
Auch mein Verhalten
beim Einkaufen hat sich verändert. Zum Glück habe ich einen Laden gefunden, wo
ich gern einkaufe. Ansonsten bestelle ich alles per Internet. Da fühle ich mich
freier.
Corona hat mich auch
zu einem anderen Mann werden lassen. Aufgrund meiner Schwerhörigkeit ziehe ich
mich immer mehr aus größeren Treffen und Zooms zurück. Es streng meine Ohren zu
sehr an. Ich lebe glücklich in meiner kleinen Welt und freue mich, dass ich
mich liebe Freunde und Assistenten mich liebevoll begleiten. Das schätze ich
sehr.
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