Foto: Ronald Spratte
Im Dezember 2011 verzauberte mich Katrin Glenz mit ihrer
Stimme bei einem Weihnachtskonzert in Berlin. Ich kaufte ihre CD und kann mich
nicht satthören. Mit Musik Menschen zu erfreuen muss etwas Schönes sein, waren
meine Gedanken. Aber ich kann das nicht. Dazu bin ich zu unmusikalisch, zu
behindert.
2012 erschien mein Buch „König Roland“. Im Mai war ich zur
Buchlesung in Frankfurt am Main eingeladen. Warum nicht dazu Katrin einladen?
Das wäre doch eine gute Ergänzung, waren meine Überlegungen. Katrin sagte spontan
zu und es war ein schöner Abend.
Ich fuhr nach Hause mit dem Gedanken „musizieren zu können,
wäre toll“. Seitdem hatten wir kaum Kontakt. Ich ging meinen Weg als Performer
und war glücklich, Menschen mit meiner Kunst zu erfreuen. Meine Karriere ging
steil nach oben. Ich fühle mich als Weltstar.
Im März 2020 musste ich meine Tournee in Brasilien vorzeitig
wegen Corona beenden. Ich hatte das große Glück mit dem letzten Flieger nach
Berlin zurückzukehren.
Und jetzt? Keine Performances? Keine Auftritte? Hm, etwas
Neues muss beginnen. Aber was?
Mein Freund Philo meinte: „Lass uns Videos machen. Die Leute
haben Hunger nach etwas Lustiges.“ So drehten wir lustige Videos und stellten
sie ins Netz. Und wir bekamen viel Resonanz. Für die Videobearbeitung lud ich
mir das Update vom Videoprogramm herunter. Dort war eine kostenlose Version von
MUSICMAKER dabei. Neugierig probierte ich herum. Wow, eigene Musik machen! So
hinterlegte ich die ersten Videos mit meiner Musik. Was für ein Fortschritt.
Ich bin happy. Naja, es ist okay. Viel weiter werde ich nicht kommen. Ich bin
unmusikalisch und dazu noch behindert.
Ich suchte mal wieder einen neuen Assistenten. Philo meinte,
meine Mitbewohnerin Andie könnte gut zu dir passen. Okay, schick sie mal
vorbei, war meine Antwort. Als Andie sich vorstellte, fielen mir sofort ihre
leuchtenden Augen und ihre klare Offenheit auf. Das kann gutgehen, dachte ich.
Aber sie ist Profimusikerin und ich kleiner Musikzwerg. Doch ich wurde des
Besseren belehrt. Zwischen Andie und mir entstand eine tiefe Freundschaft. Wir
reden über alles sehr offen. Ich brauch mich bei ihr nicht verstellen. Nach
einem stressigen Probetag mit einer Tänzerin, schlug mir Andie vor, ins Kino zu
gehen. Das tat gut abzuschalten und sich einfach fallen zu lassen. Apropos
fallen lassen. So ging ich mit der ehemaligen Leistungsschwimmerin ins
Sommerbad schwimmen. Obwohl ich es sehr selten tue, tat es mir richtig gut.
Tja, und eines Tages schleppte mich das Musiktalent zu
Justmusic. Wir probierten dort Verschiedenes aus und ich entdeckte immer mehr
die Freude an der Musik. Boah, so ein weites Feld. Was passt zu mir? Zum Glück
habe ich Andie, die mir hilft, Schritt für Schritt meinen Weg zu entdecken.
Im September hatte ich meinen ersten Auftritt. Unglaublich,
nach 10 Jahren Performances nun ein musikalischer Auftritt.
Durch Corona war mir der Zugang zu meiner Kirchengemeinde
nicht mehr möglich. Wo tanke ich jetzt auf? Wo finde ich meinen Ausgleich?
In der Zeit von Corona produzierte auch Katrin Videos auf
youtube. Ihre Stimme erwärmt immer wieder mein Herz und schenkt mir neue Kraft.
So wurde unser Kontakt neu beflügelt. Darum entschloss ich mich die junge
Sängerin im September zu besuchen. Ihre Ruhe und Freude haben mir neue Kraft
gegeben. Die zweifache Mutter ermutigte mich, bei der Musik auch meine Stimme
zu benutzen. Quatsch, dachte ich, ich mit meiner Sprachbehinderung. Doch, legte
Katrin nach. Deine Stimme ist etwas Besonderes. Okay, ich werde es probieren.
Ich weiß nicht, wie mein musikalischer Weg weitergeht. Aber
ich bin glücklich Engel gefunden zu haben, die mich ermutigen.
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